F'eck

(English version below)

Während draußen der erste Schnee fällt, erzähle ich euch diesmal von einem sehr schönen Wochenende im Spätherbst diesen Jahres. Vom 26. bis zum 30. September verschlug es mich auf Burg Fürsteneck, um dort zum zweiten mal an dem Irish Singing Workshop im Rahmen des Irish-Folk-Wochenendes teilzunehmen. Der Kurs wurde in diesem Jahr von Kim Edgar und Fiona Hunter angeboten. 2013 leiteten Aaron Jones und Siobhan Miller diesen Workshop und ich war doch sehr gespannt, wie die beiden neuen und mir (persönlich aber nicht musikalisch) unbekannten Damen das Wochenende gestalten würden. Letztlich kann ich sagen, dass Kim und Fiona Aaron und Siobhan, deren Arbeit ich für ausgezeichnet hielt, in nichts nachstanden!
 

Ich werde mich nicht sonderlich mit Detailbeschreibungen aufhalten, denn die Abläufe auf der Burg sind doch von Tag zu Tag so ähnlich, dass ich euch eher anöden würde. Man changiert immer zwischen Essen und Musizieren, letzteres sowohl in den einzelnen Kursen, als auch in den allabendlichen und auch zwischendrin immer wieder stattfindenden Sessions. Die Kurse gehen Freitag Abends los und kulminieren in einer Aufführung der Ergebnisse am Montag Abend. Samstag und Sonntag Abend sind dem Teilnehmer- bzw. dem Dozentenkonzert vorbehalten, bei denen die einzelnen Truppen spontan ein kleines Programm zusammenstellen und dem Auditorium präsentieren. In den anschließenden Sessions, die oft bis weit in den nächsten Tag gehen, spielen dann aber meist Dozenten und Teilnehmer bunt gemischt. Lediglich eine grobe Aufteilung in eine 'Instrumental-' und eine 'Song-Session' gibt es, wobei sich diese Unterschiede im Laufe der Abende mal mehr und mal weniger nivellieren. Ich verbringe die meiste Zeit bei den liederlichen Barden, denn neben den vielen neuen Songs aus dem Kurs werden hier Juwelen zu Gehör gebracht, die mir schon manche Anregung für mein Repertoire mitgegeben haben. In diesem Jahr genoss ich besonders, dass Kim Edgar und Fiona Hunter uns an den meisten Abenden Gesellschaft leisteten und aus ihrem schier unglaublichen Repertoire an tollen Liedern schöpften. (Besonderen Anklang fand nicht nur bei mir das positive Feedback, das Kim und Fiona vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kurses zuteil werden ließen. =)) Ich genoss die Atmosphäre und die tolle Musik so sehr, dass ich oftmals bis zum Zapfenstreich blieb...meist mit meinen lieben Freunden Christian, Mario, Bea und Simon, wenn mich die Erinnerung nicht trügt. Die Nachmittage verbrachte ich diesmal oft mit Bouzouki-Michel, der mir dankenswerterweise einige Läufe auf der Irish Bouzouki zeigte. Michael ist genau wie ich ein großer Andy-Irvine-Fan und mehrmals nutzten wir die Zeit zwischen Kursen und Mahlzeiten zum Fachsimpeln über den Großmeister und seinen Bouzoukistil. Folk-Nerds!


(Einige Bilder aus dem Gewölbekeller kurz bevor die Session richtig losgeht.)

Wenn man nicht gerade musiziert – ich ließ es schon ein wenig durchblicken – ist man auf Burg Fürsteneck meist mit einem der überaus schmackhaften und reichhaltigen Buffets beschäftigt. Neben dem Frühstück gibt es ein Mittagessen, eine Kaffeepause, ein Abendessen und, wenn die Küche einen besonders guten Tag und Reste übrig hat, einen Mitternachtsimbiss, was einem das Gefühl gibt, bei den Hobbits gelandet zu sein – was mich als 'Hobbit ehrenhalber' natürlich nicht stört. Beim Essen hat man auch Gelegenheit mit neuen und alten Freunden zu palavern und zu horchen, was die anderen Kurse so gerade machen. Einer der Hauptgesprächspunkte in diesem Jahr war das sehr anspruchsvolle Programm des Ensemblekurs, der unter der Leitung des deutschen Folk-Königspaars Gudrun Walther und Jürgen Treyz steht. Auf Wunsch einiger Kursteilnehmer schielte der Irish-Folk-Ensemblekurs in diesem Jahr nämlich auf die traditionelle Musik anderer Kulturkreise wie Schweden oder dem Balkan, ganz im Stile großer Folk-Ikonen wie Andy Irvine. Die Frage, wann der Kurs denn endlich etwas irisches spielen werde, sorgte für manchen Lacher im Laufe des Wochenendes. Die Präsentation des Ensembles am Montag Abend war dementsprechend extrem beeindruckend und gehörte für mich klar zu den Höhepunkten des Wochenendes. Im Gesangskurs haben wir dieses Jahr mehr als ein Dutzend Lieder gelernt und dementsprechend viele neue Ideen mit nach Hause genommen. Besonders interessant war für mich Kims Vortrag über Songwriting, in dem sie den interessierten Sängerinnen und Sängern ein paar Techniken zum Liederschreiben mit an die Hand gab. Eine so profilierte Liedermacherin aus dem Nähkästchen plaudern zu hören und Erfahrungen auszutauschen empfand ich als großes Privileg!

An dieser Stelle sei einmal all jenen tollen Musikerinnen und Musikern gedankt, die die Zeit auf der F'eck (wie sie von manchen Folkern liebevoll genannt wird) wieder so unvergesslich haben werden lassen. Außerhalb der Terry-Pratchett-Szene habe ich selten so sehr das Gefühl gehabt, 'alte Freunde, die ich bisher nicht kannte' zu treffen, wie ich es auf Fürsteneck erlebt habe. Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr Musik die Menschen zusammenführt und nirgends wird mir dies deutlicher als bei diesen Musikertreffen, nicht nur auf der Burg. Das immer mal wieder zu erleben ist wichtig, um zu sehen, dass nicht die gesamte Menschheit ein übelst verkorkster Haufen ist! Vielen Dank an Kim und Fiona für den tollen Kurs und die vielen Anregungen und tausend Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie an die Dozenten und das Fürsteneck-Team (allen voran Daniel, der das musische Programm bis zu diesem Jahr betreute) für eine unvergessliche Zeit! Auch wenn ich erst zum zweiten mal mit von der Partie war, fühlte ich mich wieder herzlich aufgenommen und habe es genossen, so viele freundliche Gesichter wiederzusehen. Zum Abschied blieben viele schöne Erinnerungen und Ohrwürmer, sowie das Versprechen, im nächsten Jahr wieder zur Burg zu pilgern.

Solltet ihr noch auf der Suche nach geeigneten Weihnachtsgeschenken sein, dann schaut doch mal nach diesen CDs, die ich euch sehr ans Herz legen kann:

Kim Edgar - The Ornate Lie (Singer-Songwriter vom Feinsten)

Fiona Hunter - Fiona Hunter (wunderschöner, gediegener Scottish-Folk)

Crosswind - Swift as a Swallow (eins der besten Debut-Alben, die ich kenne)

Johannes Schiefner - Watergrasshill (großartiges Uilleann-Pipes-Spiel zwischen Tradition und Moderne)

Crepes Sucette - El arte de viajar oder John BuonGiorno (abwechslungsreiche und teils genial verschrobene Instrumentalmusik)

Viel Spaß beim Stöbern wünscht euch,

Sebastian Barwinek


 

While the first snowflakes are falling here in Büdingen, I would like to tell you of another great weekend I had in late autumn. For the second time I attended the Irish singing workshop during the Irish Folk weekend on Burg (castle) Fürsteneck from the 26th to the 30th of September. This year the class was taught by Kim Edgar and Fiona Hunter . In 2013  Aaron Jones und Siobhan Miller tutored us and thus I was excited to see how the new instructors would fare as I thought that Aaron and Siobhan did their job perfectly. Let it suffice to say that Kim and Fiona did not pale the least bit in comparison to our former teachers.

I will not bother you with many detailed descriptions of my days at the castle as most of those are similarly structured. Getting up, eating, warm-up for our voices, learning and refining songs, drinking coffee, learning some more songs and working on refining others, eating, taking a wee break, refining and learning yet another song or two and eating some more before the programme of the evening starts. The classes begin on Friday and culminate in a presentation of what each group learned on Monday. Saturday and Sunday evening we have a concert by the participants and the teachers respectively, the set-list for which is in both cases put together spontaneously on the weekend itself. After the 'official part' of the concerts is over and done with, everybody spends the rest of the evening and in some cases (like yours truly) parts of the next morning playing in various sessions where students and tutors happily mingle. Apart from a loose partition into song sessions and those where tunes prevail there is no real distinction as to who plays together and what people will play. However, there tends to be a tendency that the pros of the participants gravitate towards the tune session where most teachers are to be found. I like to take part in the song sessions as I have had many a great inspiration from the gems that many of my fellow musicians have performed there. This year not only I enjoyed especially that Kim and Fiona took part in the song session on many of the evenings, not only volunteering lovely ditties from their grand repertoire but also giving many participants (including yours truly ;)) very positive feedback, both of which was well received by all of us. I enjoyed the atmosphere and the music so much that more often than not I was one of the last ones to stand (or should I say one of the last ones to sing?), together with my good friends Christian, Mario, Bea and Simon...if I remember correctly. During the day most of my time was spent chatting with dear friends like 'Bouzouki-Michael' who was kind enough to show me a few licks on the Irish Bouzouki. Michael is as great an Andy Irvine fan as me and discussed the intricacies of his music in great detail over the weekend. Folk-Nerds!

(Kim teaching an interested portion of the singing class a few songwriting techniques she employs.)

As you may have gathered, what time is not spent making music on Burg Fürsteneck is used to enjoy the delicious food that the kitchen prepares in generous rations and short intervals. We have breakfest, lunch, a coffee break, supper and, if we are lucky and the cooks have left-overs, a midnight snack. I truly felt like being among hobbits, which was welcome as I think of myself as an honorary hobbit, which everybody who has met me will understand. During dinner (or any other meal) everybody merrily chats with friends old and new, taking the chance to find out what the other classes are doing. One of the running gags this year was the demanding repertoire that the ensemble class, taught by the royal couple of the German folk circuit (i.e. Gudrun Walther and Jürgen Treyz). Due to popular demand by some members of the group the year before, the ensemble played anything but Irish trad . Instead of jigs and reels they learned tunes from all around Europe be it polskas from Sweden or a Horo from the Balkans (a Horo is a dance tune that has a time signature so odd that you'd think it was the folk-music of Wonderland) and we got more laughs than we actually should have from asking when they would finally do something Irish again. Their presentation on Monday surely blew away all our jests as it was absolutely awesome and one of my personal highlights of the weekend, another one being the talk on songwriting that Kim did. As some of the singing class were interested in the songwriting process, Kim agreed to talk a bit about some of the techniques she employs when penning a new song. It was a great privilege to listen to such an accomplished songsmith telling us about her methods.

At this point I would like to thank all my great musical friends who have made the time at F'eck (as some lovingly call Castle Fürsteneck) one of the most special of the year. Outside of the Terry-Pratchett-Fan-Scene I have seldom met so many people that I immediately felt at home with. Like meeting 'old friends I didn't know I had'! It always astounds me to see how music can bring people of various ages and backgrounds together and it is good to witness that every now and then and see that not all of humankind is pretty messed up! Thanks to Fiona and Kim for a great class and many helpful tips and to all the participants and the team of Burg Fürsteneck (especially Daniel who has been responsible for the musical programme up to this year) for an unforgettable time! What remains are many fond memories and far too many songs that are stuck in my mind...as well as the promise to return again next year.

In case you still need some presents for Christmas I can highly recommend the following CDs which I obtained at Burg Fürsteneck this year:

Kim Edgar - The Ornate Lie (singer-songwriter par excellence)

Fiona Hunter - Fiona Hunter (beautiful and laid-back Scottish-Folk)

Crosswind - Swift as a Swallow (one of the best debuts I know)

Johannes Schiefner - Watergrasshill (brilliant playing on the uilleann pipe between modern and traditional styles)

Crepes Sucette - El arte de viajar or John BuonGiorno (eclectic and wonderfully quirky instrumentals)

Have fun browsing!

Yours,
Sebastian Barwinek